Der Einfluss der Freimaurer auf die Französische Revolution, der den Logen von konservati-ven Kreisen im Nachhinein oft als geplante Anzettelung vorgehalten wurde, ist offenbar schwer zu erfassen und wird in der Literatur bisher nicht eindeutig dargestellt.
Nach Reinalters Ansicht waren die Logen keinesfalls aktiv, etwa als Zentren der Konspiration, sondern allenfalls durch ihre Funktion als „Kommunikationszentren, Orte des persönlichen Kontaktes, […] Anlaufstellen und Transmissionen für die Ideen der Aufklärung“ an der Vorbereitung der Revolution beteiligt . Insofern sei die Freimaurerei „durch das kulturelle, humanitäre und gesellschaftliche Engagement ihrer Mitglieder [bei der geistigen Vorbereitung] direkt und indirekt beteiligt“ gewesen, „zumal die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse […] trotz Reformen noch immer im Gegensatz zu den maurerischen , humanitär-ethischen Anliegen standen“ .
Revolutionen und Gewalt hätte die Freimaurerei zwar prinzipiell abgelehnt, sich vielmehr klar zur staatlichen Ordnung bekannt, jedoch wurden an einer Rebellion beteiligte „Brüder“ auch nicht unbedingt ausgeschlossen. Zumindest ein Teil der Freimaurerei habe zudem ähnliche Ideale wie die politische Spätaufklärung gehabt. Zudem wären fast alle namentlich bekannten mitteleuropäischen Demokraten auch in Freimaurerlogen gewesen und nach 1792/93 hätten zahlreiche Jakobinerklubs als Fortsetzungen offiziell aufgehobener Logen ohne Ritual bestanden.